Flughafen Bangkok. Es ist heiß, sehr heiß. Die Sonne ist garnicht wirklich zu sehen und trotzdem schwitzt man sobald man an der "frischen" Luft ist. Frisch ist gelogen, da es überall nach Benzin riecht. Ich nehme mir ein Taxi und fahre Richtung Hotel. Da ich erst später einchecken kann, erkunde ich die Gegend und zu Benzin kommt noch Abfall und Streetfood hinzu. An jeder Hauptstraße eine Abbildung vom König und in jeder Nebenstraße kleine, auf Rollen umgebaute, Streetfoodgrills oder sonstige Verkaufswägen. Hauptsächlich gibt es wenig gekühltes Fleisch oder Meeresfrüchte. Mit wenig gekühlt meine ich: Irgendwo in der Nähe liegen Eiswürfel. Etwas frischer hingegen sind Mangosmoothies oder Zuckerrohrsaft, die ich mir aber ebenso erstmal nicht getrau zu probieren.
Ich laufe zum berühmten Chinatown Night Market. Da ich Hunger bekomme und es zu so einem Besuch dazu gehören muss, will ich mich dann doch langsam trauen etwas von dem Streetfood zu probieren. Ich kaufe mir etwas, was für mich nach Frühlingsrollen aussieht und merke beim reinbeißen aber relativ schnell, dass ich mich täusche. Irgendwas geleeartiges mit Meeresfrüchten. Meine Vorfreude auf thailändische Spezialitäten sinkt. Dennoch bin ich beeindruckt von der Energie und dem Wuseln, was auf so einem Night Market herrscht und bin froh her gekommen zu sein.
Da ich durch Jetlag und wenig Schlaf die Tage zuvor meinen Schlafrhythmus ordentlich verschoben habe, komme ich erst Mittags dazu, meine erste richtige thailändische Mahlzeit zu mir zu nehmen. Ich gehe in ein Restaurant, um die Ecke vom Hotel und bestelle mir grünes Thai Curry und eine Suppe. Beim aufgehen der Küchentür zieht ein unangenehmer Geruch durch das kleine Restaurant und ich schaue beabsichtigt nicht durch den Spalt in die Küche. Stattdessen schaue ich raus auf die Straße und stelle fest, dass viele Kinder auf Motorrollern unterwegs sind, oft auch zu dritt auf einem. Helme werden nur selten getragen. Das Essen kommt und es schmeckt sehr würzig und scharf, aber auch gut. Ich zahle umgerechnet 8 Euro und bedanke mich mit einer kleinen Verbeugung (Habe ich vom "Frühlingsrollen"-Verkäufer gelernt) für meine erste richtige Thaifooderfahrung.
Nachdem ich einige Tempel und sonstige Sehenswürdigkeiten von außen angeschaut habe laufe ich zur bekannten Khao San Road. Dort angekommen merke ich schnell, dass in dieser Gegend alles auf Tourismus ausgelegt ist. Vor jedem Restaurant oder Bar stehen mindestens 3 Mitarbeiter um penetrant Werbung für den jeweiligen Laden zu machen. Außerdem sind sehr viele Backpacker unterwegs. Man erkennt sie an den Birkenstockschlappen, der frisch gekauften Elefantenhose und dem kulturgeschocktem Blick. Ich esse was in einem der Restaurants und freunde mich damit mehr mit dem thailändischen Essen an. Es wird immer dunkler und simultan dazu entwickelt sich die Straße zur Partymeile. Die Bars überbieten sich unangenehm gegenseitig mit sehr lauten Bässen und die Mitarbeiter die mir gerade noch ein Bier empfohlen haben, ziehen ein Teil ihrer Klamotten aus und tanzen zum Beat. Natürlich immernoch mit dem Plan Touristen in die Bar zu locken. Ich lehne dankend ab und kaufe mir dafür an einem Straßenladen eine leichte lange Stoffhose, aber ohne Elefanten darauf.
Ich betrete nach einem ausgiebigen, eher europäischem Frühstück einen Friseurladen, der mir ein Tag davor im Internet den besten Eindruck gemacht hat. Die einzige Friseurin, die sich gerade die Haare hochsteckt, schaut mich genervt an und realisiert, dass ich ein Kunde bin und sie ihre Firsur erst nach meiner richten kann. Also darf ich auf ihrem Stuhl platz nehmen und versuche ihr mit einem Bild aus dem Internet zu erklären was ich will. Da sie sich 1,5 Stunden Mühe gegeben hat und ich ihre morgendliche Haarrichtroutine unterbrochen habe gebe ich ihr statt ausgemacht 600 Bath, 700 Bath und bedanke mich wiedermals mit einer kleinen Verbeugung.
Ich kaufe mir ein Ticket für die Tempelanlagen, die ich in den Vortagen schon ein vielfaches umrundet habe und übernehme die Rolle eines typischen Touris. Mit der Schildmütze auf dem Kopf und der Handykamera im Anschlag besichtige ich ein Tempel nach dem anderen. Praktischerweise gibt es in der Nähe meines Hotels einige davon und ich muss garnicht so weit laufen. Die Details, Größe und Häufigkeit der Tempel fasziniert mich und ich stelle das erste Mal so richtig fest, wie wichtig der Glaube den Einheimischen hier ist.
Ich verlasse das Gelände des großen Palasts und es kommen mir sofort einige Tuktukfahrer entgegen. Ich wittere die Chance und handele den Preis für meine nächste Fahrt herunter.
Ich: Siam Paragon (Einkaufszentrum)
Er: 300
Ich: 100
Er: 150
Ich: 120
Er: Ok
Mit schwäbischem Stolz setzte ich mich hinten in das Tuktuk und stelle mir schon auf den ersten Metern die Frage, ob er eventuell mehr Verkehrsregeln beachten würde, wenn ich ihm den vollen Preis gezahlt hätte. Dennoch Gesund und nicht nur vom Wetter verschwitzt komme ich am größten Shoppingcenter von Bangkok an. Mir fällt sofort auf, dass es hier in diesem Bezirk ganz anders aussieht, wie in denen, die ich bisher kannte. Es gibt kein Streetfood und keine Bettler. Dafür einen Skytrain, Skywalk und noch mehr Menschen auf kleinem Raum.
Meine Hoffnung in einem der Einkaufscenter einen Schnapper zu machen verfliegt relativ schnell, da nicht nur die Optik sondern auch die Preise einem deutschen Breuninger sehr ähneln. Daher kaufe ich mir nur eine Packung Kohletabletten, falls auf der weiteren Reise ein Notfall eintritt.. und einen Schoko-Chai-Latte, in dem aber überraschenderweise sowas wie Gummibärchen drin schwimmen. Ich verlaufe mich ein drittes mal, verlass das Gebäude durch den nächstliegenden Ausgang, winke einem Tuktukfahrer zu und erlebe die mit Abstand beste Fahrt.
Ich sitze hinten im Tuktuk und erlebe wie der Fahrer gekonnt durch den Stau kurvt. Das Hupen der anderen Verkehrsteilnehmer stört ihn nicht und da er sowieso dauerhaft sein Handy in der Hand hält nutzt er ab und zu dies um mich mit Hilfe einer Übersetzerapp zu fragen, was ich denn hier mache und wohin ich gehe. Ich erkläre ihm mein Vorhaben und er schaut mich mit großen Augen an. Er spricht was auf Thai in sein Handy und ich lese "In China ist ein Damm gebrochen. Deswegen ist ganz Nordthailand überschwemmt. Ich weiß das, weil meine Frau aus Laos kommt" auf seinem Display. Ich prüfe das auf meinem Handy gegen und stelle fest, dass der Farhrer Recht hat. Nur von China steht auf Google nichts, eher was von Klimawandel. Ich spreche den Fahrer darauf an und er lacht nur laut und sagt "no no, it's not because of rain, it's from China". Naja.
Wir unterhalten uns auf der Weiterfahrt wie gute alte Freunde und an der nächsten Roten Ampel hält neben uns ein anderes Tuktuk mit lauter Musik und 5 Passagieren hinten drauf. Es riecht stark nach Marihuana und man erkennt sofort, dass auch die nicht von hier sind.
Einer davon grinst mich an und es entwickelt sich ein kurzes Gespräch, wobei wir uns auf Grund der Lautstärke der Tuktuks und der lauten Musik eher anschreien.
Ich: "Where are you from?"
Er: "Israel and you?"
Ich: "Germany"
Er: "Nice"
Die Ampel wird Grün und die Fahrt geht weiter.