Ich sitze in einem Minivan auf dem Weg nach Ayutthaya und der Fahrer des Vans hält schon wieder am Straßenrand. Dieses mal aber nicht um wie vorhin einen Koffer, von einem Mann mit einer Autopanne, quer über die Mitfahrenden zu laden, sondern um ein Paket abzuholen und in den eh schon vollen Kofferraum zu quetschen. Das Spiel wiederholt sich um ein vielfaches und ich kapiere, dass der Mann nicht nur Personen in die alte Hauptstadt Thailands transportiert, sondern wohl auch Pakete.
Ich stehe vor der ersten großen Tempelruine und versuche etliche Tuktukfahrer, die mir vor dem Eingang eine Tour durch Ayoutthaya anbieten wollen, abzuwimmeln. Nachdem mir das endlich gelingt kaufe ich ein Ticket am Kassenhäuschen und betrete die wohl einst sehr wichtige und im Jahr 1374 gebaute Tempelanlage (Wat Mahathat).
Ich sitze in einem Hotelzimmer in Ayutthaya und recherchiere nach Alternativrouten, während die Welt draußen den Anschein macht unterzugehen. Einige Erfahrungsberichte und Unterhaltungen über Social Media später entscheide ich mich dafür, die Route Richtung Nordthailand fortzuführen und das Risiko einer weiteren Überschwemmung in Chiang Mai einzugehen. Infolgedessen buche ich eine Fahrt in die nächste historische Stadt: Sukhothai.
Ich sitze in einem Tuktuk auf dem Weg zur Busstation. Gegenüber von mir sitzt ein Schotte. Er hat ein Laos Trikot an und ich spreche ihn darauf an. Wir kommen ins Gespräch und er erzählt mir, dass er schon oft in Thailand, Laos und Vietnam war und auf dieser Reise kein Zeitlimit hat, da er online von überall aus arbeiten kann. Er denkt er bleibt noch so ca. 6 Monate und geht dann auf die Bahamas. Das Tuktuk hält auf der Schnellstraße am Straßenrand vor einer kleinen Überdachung. Ich realisiere erst als der Fahrer mir meinen Rucksack aus der Hand nimmt, dass das die Busstation sein soll. Unpünktlich um 13 Uhr kommt dann auch ein Reisebus angefahren und der Busfahrer ruft "Sokhuthai!" aus dem Fenster. Ich steige ein, setze mich auf Platz 5A und will gerade die Augen schließen, als ein Mitarbeiter, im Anzug und Schlappen, mich antippt und mir ein Tablett voller MC Donald's Cheeseburger entgegen hält. Ich lehne dankend ab und freue mich jetzt schon auf eine interessante Fahrt Richtung Norden.
Ich laufe durch einen abgelegenen Teil von Sukhothai auf der Suche nach etwas zu essen, als ich das erste mal auf meiner Reise ein bisschen Angst empfinde. Es ist sehr dunkel, da es hier keine Straßenlaternen gibt und die bewohnten Häuser nicht wirklich viel Licht spenden. Jede 50 Meter kommt ein Straßenhund um die Ecke und bellt mich an oder läuft gruselig auf mich zu. Ich bin ja eigentlich ein Tierfreund, aber in der Situation sind mir die ungesund aussehenden Tiere zu unberechenbar. Ich merke nicht nur deswegen einen deutlichen Unterschied zwischen dem städtischen Ayutthaya und dem ländlichen Sukhothai.
Weil ich kein Frühstücksrestaurant oder Ähnliches finde und ich nicht wie die Einheimischen warme Suppe morgens zu mir nehmen will, kaufe ich bei einem 7/11 einen Donut und eine Flasche Wasser und laufe zum historischen Park. Am Eingang zahle ich 100 Bath und werde gefragt ob ich mit dem Fahrrad fahren will. Ich lehne ab und gehe zu Fuß durch die sehr schöne Parkanlage. Es sind einige geführte Touren unterwegs und ich laufe einer spanischen Gruppentour mit etwas Abstand hinterher um die einst zerstörte Tempelanlage optimal sehen zu können.
Ich stehe am naheliegenden 7/11 und da ich mit der Essensauswahl gestern Abend hier nicht zufrieden war und ich noch viel Zeit habe bestelle ich mir einen Fahrer in den neuen Stadtteil von Sukhothai. Was in Europa sehr gut mit Uber funktioniert, klappt hier mit Grab. 30 Sekunden später kommt ein Isuzu D-MAX an und bringt mich sicher ans Ziel. Ich zahle für 11 Kilometer 132 Bath (3,64€).
Ich sitze im Bus nach Chiang Mai und mir fällt nach 2,5 Stunden fahrt auf: Umso weiter wir in Norden fahren, desto schöner wird die Landschaft. Was in Zentralthailand noch absolut flach und relativ trocken war, ist hier bergig und voller Wald. Heißt wohl nicht umsonst "Der grüne Norden".