Ich komme mit dem Bus in Chiang Rai an und mir fällt relativ schnell auf, dass es hier nicht wirklich viel gibt. Die größte Sehenswürdigkeit "Der weiße Tempel" befindet sich laut Google Maps etwas außerhalb der Stadt und ist mit das einzige, was man hier so entdecken kann. In sämtlichen Reiseblögen steht, man soll unbedingt her kommen und es liegt auch noch praktischerweise auf dem Weg nach Laos, also bin ich hier. Ich checke im Hotel ein, lege meinen Rucksack dort ab und bestelle mir einen Grabfahrer zum weißen Tempel. Dort ist die Hölle los. Sehr viele Touristen sind Vorort und wollen aus allen möglichen Winkeln ein Bild von sich und dem Tempel haben. Da das zu Stau führt, kommt aus den installierten Lautsprechern in Dauerschleife "please go and don't stop on the bridge". Die vielen Bauwerke, die einer Privatperson gehören und auch von dieser errichtet wurden, sind alle in weiß und mit sehr vielen Details versehen. Es ist der bisher beeindruckenste Tempel, den ich auf meiner Reise gesehen habe. Am Ende des Wegeleitsystems befindet sich noch eine Art Museum einzelner Kunstwerke des Künstlers, der den Tempel gebaut hat. Da dieses von außen nicht wirklich besonders aussieht und ich auf Grund von sehr heißem Wetter und langer Fahrt im Bus kapput bin, fahre ich zurück ins Hotel und buche Transport + Hotel für die nächsten Tage.
Die Einreise nach Laos verläuft absolut problemlos, da der Fahrer, der mich am Hotel abholte, alle Formalitäten an der Grenze zu Laos übernimmt. Ich muss nur 2 Blätter ausfüllen und ihm 1800 Bath in die Hand drücken und schon haben 3 Mitfahrerinnen und ich unser Visa on arrival. Ein Kollege des Fahrers wartet auf der laotischen Seite auf uns und fährt uns zu unseren jeweiligen Unterkünften. Ich zahle dort nicht nur mein Zimmer, sondern auch direkt ein Ticket für das Slowboat am nächsten Morgen. Da ich nur Bath und Euro habe, zahle ich die 700 Bath mit einem 1000 Bath Schein und bekomme 200.000 Kip zurück.
Der Besitzer des Hotels fährt mich und 3 andere Deutsche an das Ufer, an dem das Slowboat abfährt. Ich bekomme mein Ticket und sehe an Hand meiner Sitzplatznummer, dass ich das womöglich ungünstigste Los gezogen habe. Direkt am Eingang im einzigen Vierer, mit Blick auf alle Mitfahrer und scheinbar einziger Platz, ohne Aussicht auf die Landschaft. Es setzen sich 2 Französinnen und eine Deutsche aus dem Hotel zu mir und wir unterhalten uns über unsere Pläne. Der hintere Part des Bootes entwickelt sich durch viel Alkohol und lauter Musik zu einer Partygruppe und er vordere, mit deutlich höherem Altersdurchschnitt, ist eher der ruhige Bereich und es gibt immer wieder einzelne Beschwerden, auf Grund der Lautstärke der Musik, die aus dem hinteren Part hervordringt. Da ich wegen einem Knieproblem eh nicht so lange sitzen kann und ich von meinem Platz aus nicht viel sehe, gehe ich zum Raucherbereich und genieße von dort aus die wunderschöne Landschaft entlang des Mekongs. Immer wieder kommen wir an einem kleinen Dorf vorbei, von dem aus uns junge Einwohner zuwinken. Ich schätze 90% der ungefähr 80 Mitfahrer sind Backpacker und die restlichen 10% werden auf der Fahrt an kleinen Buchten rausgeschmissen, einer sogar mit einem verpackten Kühlschrank. Nach langen 7 Stunden kommen wir in Pak Bang an, dem Zwischenstopp auf dem Weg nach Luang Prabang. Hier werden die Gäste des Hotels am Pier abgeholt und am nächsten Morgen wieder hingefahren.
Ich kaufe mir an einem kleinen Laden, direkt neben dem Pier ein belegtes Baguette und ein Schokocroissant für die Fahrt. Das gibt es hier wahrscheinlich wegen der Kolonialzeit von Frankreich. Das heutige Boot ist ein deutliches Upgrade zu dem gestrigen. Die Sitze sind nicht mehr alte recycelte Autositze, sondern relativ bequeme Ledersitze mit Tischen und mehr Beinfreiheit. Da es dieses mal keine Sitzplätze gibt und ich früh dran bin, schnappe ich mir einen guten Platz im mittleren Part des Bootes.
In Luang Prabang angekommen gibt es wohl nur eine Möglichkeit in das Stadtzentrum zu kommen, mit einem Tuktuk. Alle Mitfahrer des Bootes stehen an einem kleinen Kassenhäuschen an und bezahlen dort 40.000 Kip um in einem mitfahren zu dürfen. Die Straßen sind sehr schlecht und die Tuktuks sehr voll, aber dennoch ist das inoffizielle Rennen unter den Tuktukfahrern eine lustige Erfahrung. Nach ein paar Kilometer halten die Tuktuks am Straßenrand an, um unsere Fahrtickets zu kontrollieren. Ich habe auf der Reise sehr viele Städte gesehen mit chaotischem Verkehr, aber so viele Roller, die kreuz und quer fahren, bisher noch nicht. Deswegen auch ein großer Rollerparkplatz im Zentrum der Stadt, an dem uns der Fahrer mit samt unseren Rucksäcken, die auf dem Dach befestigt sind, rausschmeißt.
Ich mache es wie in fast jeder Stadt, in der ich meine erste Nacht verbracht habe. Ich gehe in ein naheliegendes Café um zu frühstücken und starte dann meine Sightseeingtour zu Fuß. Dieses mal stehen der Phousi Hill und das Nationalmuseum auf der Agenda. Zuerst gehe ich die sehr vielen Treppen auf den Phousi Hill, in der Stadtmitte von Luang Prabang, hoch, um von dort aus eine sehr schöne 360° Sicht auf die Stadt zu haben. Ich bin froh, dass es auf der Aussichtsplattform vor einem kleinen Tempel Schattenplätze gibt, denn es ist sehr heiß. Ich gehe die Treppen auf der anderen Seite des Berges herunter und stehe direkt vor dem Nationalmuseum. Ich kaufe dort ein Ticket, ziehe meine Schuhe vor dem großen Gebäude aus und erkunde, wie die Könige in Laos vor garnicht all zu langer Zeit gelebt haben.
Ich laufe durch den Nachtmarkt auf der Hauptstraße und bleibe vor einem Stand stehen, der hauptsächlich Besteck und Schmuck verkauft. Auf einem Schild steht, dass die Produkte aus Aluminium sind, welches aus alten Bomben gewonnen wird, die im ganzen Land noch verstreut rumliegen. Der Gedanke dahinter soll sein, aus der schlimmen Kriegszeit 1964 - 1975 und den vielen Bomben, die immernoch in Laos gefunden werden, etwas schönes zu machen.
Nach langer Überlegung und einem leckeren Curry entscheide ich mich dazu, schon am nächsten Tag Laos wieder zu verlassen und einen Flieger nach Hanoi, Vietnam zu nehmen. Ich buche den Flieger im Hotel und hoffe, dass die Wäsche, die ich im naheliegenden Wäschesalon abgegeben habe, bis dahin fertig wird.