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Vietnam - Viel Wusel und Regen


Freitag 25.10.2024 - 22:00 Uhr

Der Taxifahrer hält an einer stark besuchten Seitengasse an und schaut mich fordernd an. Ich gebe ihm seine Bezahlung und steige aus. Schon auf der Fahrt vom Flughafen hier her ist mir aufgefallen, wie viel hier in Hanoi los ist. Ich höre im Durchschnitt jede 5 Sekunden ein Hupen eines Motorrollers und mache sogar auf dem Bürgersteig des Öfteren den Schulterblick, um Sicher zu gehen, nicht umgefahren zu werden. Ich gehe die Gasse 20 Meter entlang und bleibe vor mehreren Bars stehen. Google Maps zeigt an, dass ich am Hotel angekommen bin. Ich sehe aber keins und frage deswegen einen vor der Bar stehenden Mann, ob er weiß, wo das "E Village Hotel Hanoi" ist. Er schaut mich darauf lächelnd an und fragt "Simon?". Ich starre ihn wahrscheinlich sehr verwirrt an, denn er erklärt mir darauf hin, dass wir vor dem Hotel stehen und er schon auf mich gewartet hat. Er macht die Tür zur Bar auf und ich bin mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz sicher, ob er auf einen anderen Simon wartet, aber wie hoch ist die Chance in Hanoi... Deswegen trete ich ein, lehne mein Gepäck an die Theke und setze mich auf einen Barhocker, solange der Mann in ein Hinterzimmer verschwindet. Neben mir sitzt ein Vietnamese mit einer Begleitung und fragt mich freundlich, wo ich her bin und was ich hier mache. Das Erste kann ich ihm beantworten, das Zweite weiß ich noch nicht. Der Mann von der Bar kommt zurück und berichtet mir, dass mein Zimmer fertig sei und ich ihm folgen soll. Erst jetzt verstehe ich, dass die kleine, unscheinbare Treppe mitten in der Bar zu dem vermeintlichen Hotelzimmer führt. Ich laufe mit etwas Abstand hinterher, da ich befürchte, dass der Mann mit meinem Gepäck auf dem Rücken, welches er höflicherweise trägt, Rückwarts die Treppe wieder herunterfällt. Wir schaffen es ohne Unfall in den 5. Stock und betreten einen kleinen Raum, in dem gerade so ein Stockbett stehen kann. Er stellt mein Gepäck ab und wünscht mir einen schönen Aufenthalt. Ich halte ihn auf und frage zur Sicherheit, wann die Bar denn schließt bzw. öffnet und ob das denn der offizielle Hoteleingang war. Er lächelt, sagt "You can come whenever you want" und verschwindet. Ich stelle die nächsten Tage fest, dass die Bar tatsächlich rund um die Uhr offen hat und der offizielle Eingang quer durch diese, meist gut gefüllte, verläuft.


Samstag 26.10.2024 - 4 Uhr

Es ist grundsätzlich egal, ob ich nachts in meinem Hotelzimmer bin, oder draußen auf der Straße. Laut ist es überall. Im Zimmer aufgrund lauten Jazzmusik in der Bar und auf der Straße, weil die Einwohner von Hanoi wohl nie schlafen und zu jeder Zeit am Straßenrand sitzen und Fleisch auf einem Grill braten oder in einer Suppe kochen. Immer mal wieder höre ich mitten in der Nacht einen lauten Aufschrei einer Gruppe. Das liegt an den vielen Fußballfans und der Zeitverschiebung zum europäischen Fußball.


Samstag 26.10.2024 - 14 Uhr

Ich laufe in die naheliegende "Trainstreet", die dafür bekannt ist, dass mehrmals am Tag ein Zug durch die enge Straße fährt. Das besondere dabei ist, dass die Straße gefüllt ist mit Passanten und Cafébesuchern, die nur darauf warten, dass der Zug sich mit einem lauten Hupen anmeldet und alle Tische und Stühle auf der Straße schnell weggeräumt werden und der Zug nur wenige Zentimeter von einem entfernt durch die Straße fährt. Ich setze mich natürlich, wie ein Touri es so macht, dazu und bewundere das Spektakel.


Samstag 26.10.2024 - 16 Uhr

Während meiner weiteren Erkundungstour der Stadt begegne ich einem Einheimischen, der seine Digitalkamera mitten auf dem Bordstein auf mich richtet und Bilder von mir macht. Er freut sich dabei und ich bleibe höflich stehen und lächle in die Kamera. Er zeigt mir ein paar "Posen", die ich machen soll und langsam wird es mir unangenehm. Mir wird mit Hand und Fuß erklärt, dass er mir die Bilder per Whatsapp schicken will und verbindet seine SD-Karte über einen Adapter mit in seinem Handy. Ich gebe ihm meine Nummer und empfange kurz darauf die Bilder. Ich bedanke mich für die total überbelichteten Bilder und seine Antwort darauf ist "800 Dong". Ich bin aus Höflichkeit in die erste Touristenfalle getappt. Dass er Geld verlangt, erwartete ich schon, aber das war relativ viel Geld für diese Gegend. Da er aber nicht locker lässt, gebe ihm sein Geld und lösche die unbrauchbaren Bilder wieder von meinem Handy.


Sonntag 27.10.2024 - 18.30 Uhr

Ich stehe vor dem örtlichen Fußballstadion und frage einen Polizisten, wo ich denn an Spieltickets komme. Er zeigt auf eine Frau, die vor einem der inoffiziell aussehenden Eingänge steht. Ich gehe auf sie zu und sie wedelt schon von weitem mit einem Zettel in der Hand und ruft 100 Bath. Ich gebe ihr das geforderte Geld und gehe zum Eingang. Dort steht ein weiterer Polizist und kontrolliert mein Ticket. Er schaut mich musternd an und fragt "Team?". Ich zeige auf einen vorbeilaufenden Fan mit einem violetten Trikot, da kurz vorher der Mannschaftsbus von Hanoi an mir vorbeigefahren ist und in denselben Farben foliert war. Der Polizist zeigt einen Daumen nach oben und gewährt mir den Eintritt. Es regnet schon den ganzen Tag, weswegen sich die meisten Fans unter einem Dach sammeln. Das Spiel ist sowieso nicht so gut besucht, weshalb das kein Problem ist. Ich entdecke einige Trommeln im Fanblock der Heimmannschaft, in dem ich stehe, und einige Fahnen im Auswärtsblock. Die wenigen, die da sind, machen Stimmung. Das Spiel verläuft so lala und ist mit dem VfB-Spiel eine Nacht zuvor natürlich nicht zu vergleichen.


Montag 28.10.2024 - 20 Uhr

Ich betrete den Zug am Hanoier Hauptbahnhof und suche mein Abteil mit meinem darin befindenden Schlafplatz. Ich bin mir aufgrund der Optik des Zuges nicht sicher, ob ich wie geplant in Hue lande oder ob der Zug nach Hogwarts fährt. Ich finde meinen Schlafplatz und stelle fest, dass das mit dem Schlafen schwierig werden könnte heute Nacht. Ich habe den oberen Teil eines Stockbetts erwischt und in diesem kann ich mich wegen der Deckenhöhe nicht hinsetzen und wegen des wenigen Stauraums für meinen Rucksack auch nicht wirklich hinlegen. Da aber weder Ron Weasly, noch sonst jemand in die Kabine kommt, bin ich erstmal alleine, habe meine Ruhe und setzte mich auf eins der unteren Betten.


Montag 28.10.2024 - 23 Uhr

Ein älteres asiatisch aussehendes Paar betritt die Kabine und nimmt die zwei unteren Betten ein. Ich lege mich in mein Bett und versuche zu schlafen, um die insgesamt 13 Stunden Fahrzeit schnell rum zu bekommen. Die mitreisende Frau hört laut über ihr Mobiltelefon eine Art asiatischen Podcast und nach einer Stunde fällt mir auf, dass der wohl so spannend war, dass sie dabei eingeschlafen ist. Da ihr Mann genau so schläft und ich ungern das Bett herunterklettern will, um ihr Handy auszumachen, höre ich die nächsten 3 Stunden im Hintergrund eine, gar nicht mal so leise, asiatische Stimme. Die Stimme ist zwar irgendwann weg, doch dafür betritt eine Mitarbeiterin des Zuges die Kabine und erklärt mir über Google Übersetzer, dass die Schienen beschädigt sind und wir am nächsten Bahnhof aussteigen, um mit dem Bus zu einem Ersatzbahnhof zu fahren. Eine halbe Stunde später sitze ich in einem Reisebus und sehe, wieso die Schienen beschädigt sind: Hochwasser. Wir fahren 3 Stunden mit dem Bus auf einer erhöhten Hauptstraße und sehen dort, wo einmal Felder und Gärten waren, nur Wasser.


Donnerstag 31.10.2024 - 10 Uhr

Nachdem ich 2 Tage in Hue, aufgrund des starken Regens, nur das Hotelzimmer und den Bahnhof gesehen habe, fahre ich mit dem Zug weiter nach Da Nang, mit der Befürchtung, dort und auf der restlichen Route Richtung Ho-Chi-Minh-Stadt, Ähnliches zu erleben. Eigentlich wollte ich einen normalen Sitzplatz haben, da die Strecke nicht so lang und sehr schön sein soll, die Tickets dafür waren aber schon ausgebucht. Daher habe ich wieder einen Platz in einem Schlafabteil und mache eine merkwürdige Erfahrung mit einem vermutlich Einheimischen. Ich liege, mit dem Rücken zur Raummitte gedreht, in meinem Bett und döse vor mich hin, als ich plötzlich einen Kontakt an meinem Rücken spüre. Darauf hin höre ich lautes Schlürfen und realisiere, dass sich mein Bettnachbar, der seinen Platz im Bett über mir hat, eine Suppe im Zug gekauft hat und um diese genießen zu können, sitzt er in meinem Bett, an meinem Rücken angelehnt und schlürft und schmatzt auf asiatische Art und Weise sein Frühstück, wie wenn es selbstverständlich wäre. Um die Situation nicht unangenehmer zu machen, richte ich mich auf und gewähre ihm ein bisschen Platz, mit der Hoffnung, dass er seine Suppe schnell aufisst, sodass ich meinen Platz wieder für mich alleine habe.


Samstag 02.11.2024 - 18 Uhr

Ich bin in Da Nang das erste Mal auf meiner Reise am Meer und erlebe, wie der Drache der hier bekannten Dragonbridge Feuer spuckt. Die Hauptattraktionen (Golden Bridge und Marble Moutain) fallen an den Tagen, an denen ich für diese Touren extra einen Roller gemietet habe, wie schon in Hue ins Wasser. Der Wetterbericht meines Vertrauens zeigt mir für die weiteren Wochen und Reisestationen in Vietnam leider keine guten Prognosen, weswegen ich mich dazu entscheide, Vietnam frühzeitig zu verlassen und meine Reise im Süden von Thailand fortzuführen: auf Phuket.